Ich glaube das, was ich geschrieben habe, ist bisschen ermüdend geworden. Ich möchte mit einem etwas einfacheren Beispiel fortführen: Shaykh Abdullah‚ Azzam Rahimahullah…
Leider gab es einen Bruch unter den Mujahidin, die jetzt nun leider offenkundig wird, schon vor 2001 und vielleicht sogar schon viel früher. Das Thema Algerien ist der Beweis hierfür. Aufgrund unseres jungen Alters und unseres Verstandes und aufgrund der Sachen, die wir sowohl von Abu ‚Abdurrahman als auch von den Leuten gleich dem türkischen Bruder in Afghanistan gehört haben, teilten wir die Mujahidin in zwei Klassen ein:
Die erste Klasse: Die Vorgehensweise von Shaykh ‚Abdullah ‚Azzam (Rahimahullah). Diese Menschen waren für uns jene, die „den Jihad vor dem Tauhid d.h. vor der Aqida und dem Manhaj ziehen“. Wir stuften sie als Fehlerhaft ein. Wir dachten, dass dadurch unsere Reihen nicht rein wären und pflegten zu sagen, dass Allah einer Gruppe, dessen Reihen nicht rein sind, seine Hilfe verwehren würde. Wir führten hierbei Afghanistan, Bosnien, Tschetschenien als Beispiele an und behaupteten, dass wir aufgrund dieser Vorgehensweise die Früchte in diesen Fronten an die Demokraten und an die Kuffar der Weltordnung verloren haben.
Die zweite Klasse: Laut unserer Einstufung; „Menschen, die den Tauhid dem Jihad und den Interessen des Jihad vorziehen. Menschen der Aqida und des Manhaj“. Wenn wir diese Menschen mit einem Namen beschreiben, so war für uns zu dem Zeitpunkt, insbesondere um die Zeit 2003 herum, Shaykh Abu Mus’ab az Zarqawi (Rahimahullah) der Führer und Dawaträger dieser zweiten Klasse, die für uns die Leute der „Aqida und Manhaj“ waren.
Der jordanische Bruder Abu ‚Abdurrahman fiel vor der amerikanischen Invasion im Irak 2003 in einem Gefecht mit der Gruppe von Barzani als Schahiid. Nach seiner Schahadah, die im Jahre 2002 war, hatte ich es geschafft mit der Gruppe von Abu Mus’ab az Zarqawi in Kontakt zu treten und fing an mit ihnen zu arbeiten. Mein einziger Grund war die „Achtsamkeit in Aqida und Manhaj“.
Als ich damals die Bücher von Shaykh ‚Abdullah ‚Azzam las, habe ich viele seiner Sätze unterstrichen und sie fehlerhaft gefunden. Seine Sichtweise bezüglich Hamas, sein Lob an die Muslimbrüder, sein Lob an die vielen afghanischen Mujahidin und Schuhada, die im Gebet schnell waren, Musqa trugen und Murjiya in ihrer Aqida gewesen sind (!) und seine Rede, die sich in der Regel an die gesamte Ummah richtete, hatte mich immer gewundert und gestört. Ich fand es sogar gefährlich. Denn eigentlich bestand ein Großteil der Ummah aus Leuten wie die Hamas oder Ikhwan, die vom Tauhid (Monotheismus) abgeirrt sind, bis zum Hals im Sumpf der Demokratie stecken, nichts hatten, wofür man sie in Schutz nehmen kann und sogar manchmal absolut nichts hatten, wofür man sie lieben kann. Wie kann man diese loben? Wie konnte man nur ihre Taten loben? Wie sollte die Ummah sich dadurch von der Fitna der Demokratie befreien? Wie sollte die Ummah dadurch den Takfir auf jenen bärtigen, Quran rezitierenden, aber für den pakistanischen Geheimdienst arbeitenden Offiziere aussprechen und so seinen tatsächlichen Zustand begreifen? Meiner Meinung nach waren die Bücher und die Da’wa von ‚Abdullah ‚Azzam nichts weiteres als den Tauhid wegen den Interessen des Jihads zu vernachlässigen und zu verdecken. Auch wenn dies positiv und optimistisch gewesen ist, so glaubte ich dennoch, dass es nicht den wahren Zustand der Ummah widerspiegelt.
Abu Mus’abs Reden, Gespräche, dass er einige Begriffe, die mir gefielen, in seinen Reden öfters benutzte, beeindruckten mich und machten mich stolz. Ich glaubte nämlich, dass nur diese Art von Denken eine Bewegung hervorbringen kann, die die Herrschaft des Tauhid gewährleisten wird. Daher hatte ich mich entschieden statt der Gruppe von Shaykh Usaama, dessen Da’wa und Rheotrik ich mit der von ‚Abdullah ‚Azzam verglich und deswegen derselben Kritik unterzog, mich der Gruppe von Abu Mus’ab az Zarqawi anzuschließen.
Hier möchte ich wieder zurück auf Ibn ash-Shaykh Rahimahullah zurückkommen. Der Shaykh ist ungefähr in den 2000er Jahren nach Shaam gekommen. In meiner ersten Reise nach Shaam habe ich mich auch dort mit ihm getroffen. Da ich mich (damals) in seinem Lager befand, kannte er mich und kümmerte sich um mich. Er fragte mich, was ich gemacht habe und was ich denke. Ich habe ihm meine Gedanke folgendermaßen erzählt:
„Shaykh, wie du weißt, wollte ich nach meiner Ausbildung nach Tschetschenien. Allerdings haben mich einige Brüder dazu angespornt mich den Brüdern im Nord-Irak anzuschließen und in meiner Heimat, also in der Türkei, die Einladung zum Tauhid zu führen. Ich bin zwar nicht jemand, der sich islamisches Wissen angeeignet hat, allerdings möchten wir mit dieser Da’wa zuerst mit der Übersetzung einiger Bücher, die wir ausgesucht haben, starten, in scha Allah. Diese sind die Bücher von Brüdern wie Abu Muhammad al Maqdisi, Abu Qatada al Filistini, Abu Basir at Tartusi und ‚Abdulqadir bin ‚Abdulaziz.“
Daraufhin hat der Shaykh Rahimahullah mir folgenden Ratschlag gegeben:
„Mein geliebter Bruder. Eine Bewegung oder selbst nur ein Satz könnte Auswirkungen haben, die jahrelang andauern. Sowie die Kringel, die an der Oberfläche des Wassers entstehen, wenn du ein Stein ins Wasser schmeißt. Wenn du dich für eine Arbeit entschlossen hast, dann denke ja nicht, dass die Ergebnisse in ein paar Jahren sichtbar werden. Manchmal zeigen sich die Ergebnisse erst nach sehr langer Zeit. Die positiven Ergebnisse, die sich in kurzer Zeit zeigen, können täuschend sein und auf längerer Sicht wirst du erkennen, dass du der Auslöser vieler Probleme und der unerwünschten Entwicklungen gewesen bist. Vor allem bist du nicht einmal ein Schüler des Wissens. Du hast nicht die nötige Erfahrung und Weisheit, um die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung ausreichend zu berücksichtigen. Du bist ein junger Mann der Ummah, dem man Mühe investiert hat. Das Beste, was du mit dieser investierten Mühe machen kannst, ist, dass du dich nicht in diese Sachen verwickelst, nach Tschetschenien reist und deine Geschwister dort unterstützt, deine Familie besuchst, wenn du sie brauchst und somit deine Dunja und deine Akhira nicht erschwerst. Nur so kannst du den Krieg, die Da’wa, deine Ummah und sogar dich selber besser kennenlernen. Sei nicht voreilig. Allah ist nicht unachtsam über das, was passiert. Es ist bekannt in welcher Lage sich die muslimische Bevölkerung in eurer Heimat befindet. Aber es werden nicht diese von dir aufgezählten Bücher sein, die die Ummah aus dieser Lage befreien wird. Das Niveau des Volkes ist tief unten und die Unwissenheit ist auf einem hohen Maß. Dass du diese Bücher unter den Jugendlichen in Umlauf bringst, während sogar viele Tullaab (Schüler des Wissens) Schwierigkeiten haben sie zu verstehen und sie teilweise eine falsche Rhetorik besitzen, wird es auf längere Sicht nicht, wie du es dir erhoffst, die Lossagung von den Tawaagheet mit sich bringen, sondern die Lossagung der Muslime voneinander. Wir haben das erlebt und versucht. Wenn du unbedingt etwas übersetzen möchtest, so empfehle ich dir die Bücher von ‚Abdullah ‚Azzam. In der gegenwärtigen Lage nützt unserer Ummah nichts außer als eine verständliche, einfache Da’wa – denn das Niveau der Ummah ist schlicht und die Situation ist ernst-, dessen Freund und Feind, dessen Ziel und Aussagen für jeden klar sind und zugleich, die umfassend und vergebend ist. Heute ist die Lage verwirrend, denn die Tawaagheet haben unsere Ummah zerfetzt, sie (im islamischen Sinne) der Unwissenheit überlassen und unterdrückt. Unsere Aufgabe ist es sie zu gewinnen, während wir sie behüten und ihr barmherzig zu sein, während wir ihr Angst machen. Die Bücher, an deren Übersetzung du denkst, werden ansonsten derart wagemutige Jugendliche hervorkommen lassen, die ihre Schwerter nicht gegen die Tawaageet ziehen werden, so wie du es glaubst, sondern gegen das muslimische Volk. Sie werden sich dann nicht mit den Schuldigen beschäftigen, die diese Ummah in diese Lage gebracht haben, sondern leider mit sich selbst. Aus diesem Grund warne ich euch davor. Haltet euch an meinen Ratschlag in scha Allah .“
Möge Allah mit dir barmherzig sein oh Shaykh (Amin).
Siehe da, ich bin seinem Ratschlag leider nicht gefolgt. Ich habe diese Worte von ihm mit Abu Abdurrahman und mit einigen Brüdern aus der Gruppe von Abu Mus’ab geteilt. Ihr Ratschlag war das genaue Gegenteil. Sie meinten, dass diese Bücher auf jeden Fall publiziert werden müssen. Daraufhin haben wir diese Bücher nach und nach übersetzt und auf einer Website veröffentlicht. Später gab es über diese Website einige Feedbacks an uns. Und danach sind leider Jugendliche hervorgekommen, die sich statt der Bosheit der Demokratie auf unser Volk konzentriert haben, die in dieses Sumpf (Demokratie) gefallen ist. Sie haben die publizierten Bücher zur Hauptreferenzquelle gemacht und sie angeeignet. Die Bücher unterstanden nicht mehr unserer Verantwortung…
Die Zahl der Leute, die sich als gegenwärtige Gelehrte und Prediger vorgaben und einige dieser veröffentlichten Bücher selber zusammengefügt und es dann quasi wie ein neu verfasstes Buch mit ihrem Namen drauf vorstellten, stieg unermesslich. Auf der Zielscheibe befand sich nicht mehr die Demokratie und die Erfinder der Demokratie. Der Blickwinkel wurde enger und enger. Obwohl wir den Werdegang der Welt und unsere Zustände von weisen Gelehrten erlernen sollten, wurde die einzige Beschäftigung der Jugendlichen „Iman und Kufr“-Themen. Laienhaft, erbarmungslos, unvernünftig und mit einer hochmütigen Art und Weise. Jugendliche, die einige dieser Bücher gelesen hatten, fingen an Gesetze in jenen Themen zu verkünden, welche nicht einmal viele Gelehrten der Salaf (die ersten drei Generationen der Muslime) klären konnten. Es ist sogar soweit gekommen, dass Leute hervorgekommen sind, die sich gewagt haben Sachen zu sagen, die vorher niemand von den Muslimen sagte (wie z.B. die äußeren Zeichen des Islams einer Person zu ändern) und Menschen, die ihr Leben und ihr Habgut für die Ummah geopfert haben -unter denen sich an erster Stelle Shaykh Usaama bin Laadin und Shaykh Ayman az Zawaahiri befinden- und Menschen, die sich dem Kampf gegen die Feinde der Ummah gewidmet haben, auf eine unanständige und unverschämte Art zu verleumden.
Die Ereignisse waren sehr verwirrend und genau wie Ibn ash-Shaykh es angekündigt hatte: „Wenn so eine Da’wa unkontrolliert geführt wird, so trocknet sie die Weisheit aus, friert den Verstand ein und macht den Weg frei für Hochmut.“ SubhanAllah… Das Bild vor uns war genau das, was er versuchte uns zu veranschaulichen.
An dieser Stelle möchte ich wieder zu den Tagen mit Abu Mus’ab az Zarqawi zurückbesinnen. Mit dem Shaykh hatte ich mich das erste Mal im Iran getroffen. Er hatte mir gesagt, dass sie im Irak einen großen Angriff der Amerikaner erwarten und sich darauf vorbereiten. Auch in Syrien war eine Vorbereitung auf diesen Krieg nötig. Selbstverständlich sahen wir seine Empfindlichkeit in Themen der „Aqida und Manhaj“ und waren zufrieden. Aus diesem Grund akzeptierte ich es mit ihm die Vorbereitungen auf den Krieg zu treffen. Viel eher es war eine Ehre für mich sein Soldat zu sein. Alles Lob gebührt Allah, so empfinde ich es immer noch. Meine Absicht ist nicht mit allem abzurechnen, sondern so wie Ibn ash-Shaykh es sagte: In scha Allah den Prozess aufzuzeigen, wie die Entwicklungen sich vollzogen haben und anhand meines Lebens mit meiner unqualifizierten Zunge zu erklären, was für Konsequenzen ein Wort und eine Tat mit sich bringen können.
2003 marschierte Amerika mit aller Hochmut im Irak ein. Wie ich oben geschrieben hatte, fielen die ersten Bomben nicht auf Saddam (Hussayn) sondern auf unsere Geschwister, die ein paar Dörfer im Nord-Irak unter Kontrolle hatten. In weniger als einem Monat fiel die gesamte Verteidigung von Saddam. Amerika hat das Land eingenommen. Die hochmütigen Amerikaner und ihr dummer Präsident haben erklärt, dass der Krieg mit einem Sieg vollendet und beendet wurde. Die Operation habe seinen Ziel erreicht. Genau mit diesen Worten hatte der wahre Krieg begonnen. Die Amerikaner haben sich in einem heftigen Krieg wiedergefunden. Die Mujahidun im Irak haben tatsächlich mutig angegriffen und haben sich vor keiner Opferbereitschaft gedrückt.
Im Jahre 2004 erreichte die Mujahidin eine Verkündung von Abu Mus’ab persönlich. Laut dieser Verkündung sollte diese Gruppe im Irak Shaykh Usaama die Treue schwören und sich Al Qaida anschließen.
Abu Mus’ab hatte eigentlich ungefähr 20 Brüder mit einer grundlegenden Qualifikation. Abu Mus’ab war bis 1995 im Gefängnis in Jordanien. Später als sein Herr ihn daraus befreite, reiste er 1996 nach Afghanistan und hat dort mit diesen 20 Brüdern ein Lager gegründet. Er hatte den Jihad in Shaam beabsichtigt. Allerdings hatte Shaykh Usaama diese Strategie nicht realistisch gefunden und ist außerdem, aufgrund seiner Rhetorik in einigen Themen, keine direkte Beziehung mit Abu Mus’ab eingegangen. Und Shaykh Zarqawi sah einige Positionen der Gruppe von Shaykh Usaama in „Aqida und Manhaj“-Thematiken mit Zweifel an. Er opponierte insbesondere dagegen, dass Shaykh Usaama anstatt dem Jihad gegen die Murtaddin dem Jihad gegen die Kreuzzügler, die er als Ahlul Kitaab sieht, den Vorrang gewährt. Von daher gab es keine gemeinsame Arbeit zwischen ihnen.
Da wir davon wussten, versetzte uns die Verkündung im Jahre 2004 in Staunen. Besonders die älteren Mitglieder der Gruppe waren am Anfang verwundert und später beunruhigt. Wir haben Shaykh Abu Mus’ab gefragt, warum wir einer Gruppe, mit der wir aufgrund der oben genannten Gründe vorher nicht zusammengearbeitet haben, heute nun die Treue schwören. Shaykh Abu Mus’abs Antwort konnte ich damals nicht so ganz verstehen, aber ich verstehe sie heute besser. Er sagte:
„Mein Bruder, während wir Shaykh Usaama sowohl in einigen Angelegenheiten des Krieges als auch in den Bereichen der Aqida und des Manhaj widersprachen, so befanden wir uns in der Praxis nicht in irgendeinem Krieg. Wir hatten nicht entsprechend und nicht im praktischen Sinne verstanden, was wir sagten, was der Krieg ist, was das Volk ist, was Amerika ist, was die Rawaafid sind und was die Murtaddun sind. Ich gebe zu, dass sich unsere Opposition nur auf das, was wir gelesen hatten, stützte. Aber heute befinden wir uns im praktischen Sinne seit ungefähr zwei Jahren im Krieg mit den Amerikanern, den Rawaafidh und denjenigen, die wir als Murtaddun sehen. Wir sehen den Einfluss und die Rollen all dieser. Wir sehen die Situation, den Zustand und die Wichtigkeit des Volkes. Möge Allah Shaykh Usaama beschützen. Wir sind Zeuge davon, dass Shaykh Usaama recht hatte. Ich bin mit dieser Treueschwur zu ihm zufrieden. Auf diesem zufriedenen Weg werde ich weitermachen. Und mit dieser Meinung stehe ich nicht im Widerspruch. Mit der Erlaubnis Allahs werde ich dies -wenn ich solange lebe- allen Brüder in unseren Reihen einzeln erklären.“
Leider hat das Leben von Shaykh Zarqawi nicht ausgereicht, um mit allen Brüdern zusammen zu sitzen, ihnen seine Erfahrungen zu erzählen und sie zu verändern. Heute sehen wir leider in Staunen zu, wie jene Gruppe, die seinen Namen und jene gesegneten Tage des Jihads aneignen, angefangen im Irak und Shaam und dann in vielen Gebieten der Welt, den Jihad in eine katastrophale Situation gebracht hat…
Die Theorie und die Praxis sind zwei verschiedene Dinge. Jedoch reicht die Praxis nicht immer aus, um einiges zu verstehen. Schließlich versteht manch einer von Ratschlägen. Manch andere dagegen verstehen erst nachdem sie ihren Kopf gegen die Wand geschlagen oder nachdem sie ihre Gedanken ausgetestet haben. Und leider versteht wiederum manch einer weder von Ratschlägen noch von Erfahrungen. Diese Leute kehren nicht zurück, selbst wenn sie gegen die Wand fahren oder tausende Erfahrungen machen….
Innaa lillaahi wa innaa ilayhi raji’un.
Fortsetzung folgt…