24 Ekim 2014 Cuma

“Der wichtige Unterschied zwischen dem Anwenden der Hudud & dem Anwenden der Sharia” von Dr. Eyad Qunaibi

Meine geliebten Brüder und Schwestern,

wir haben Kommentare gehört und hören sie immer noch, wie: „Die und die Gruppe herrscht nicht nach der islamischen Sharia oder wendet sie nicht an, während die andere Gruppe dies tut.“ Und wenn man diese Menschen fragt, was sie wirklich mit der „Durchführung der Sharia“ meinen, kommt heraus, dass sie sich in Wirklichkeit auf das Anwenden der Hudud (Grenzen und Bestrafungen, die von Allah gesetzt wurden) beziehen, wie das Abhacken der Hand des Diebes.

Wir werden beweisen, dass das Anwenden der Sharia Allahs nicht dasselbe ist, wie das Anwenden der Hudud. Nicht nur das, wir werden aufweisen, dass unter manchen Umständen, die Sharia das Anwenden der Hudud verbieten kann, das das Letztere selbst zu etwas wird, was sich gegen die Sharia wendet.

Zuvor haben wir deutlich gemacht, dass der richtige Begriff für die Sharia der quranische ist: „Iqaama“ – welcher beinhaltet, dass jeder miteinbezogen wird, statt „Anwenden“ oder „Durchsetzung“, was wie von oben-herab klingt. Daher ist die Iqaama der Sharia die Verantwortung jedes einzelnen Mitglieds der muslimischen Ummah, so weit wie es kann, ob sie Tamkin (Errichtung und Fähigkeit die tatsächlichen Herrscher zu sein) haben oder nicht und ob sie Positionen bekleiden oder nur einfache Bürger sind.

Auf der anderen Seite ist das Anwenden der Hudud die ausschließliche Verantwortung des muslimischen Führers (Imam), der über ein Land herrscht, welches die Muslime vollkommen kontrollieren und es ist nicht die Verantwortung des einzelnen Muslims. Denn das Anwenden der Hudud ist nicht umsetzbar, bis Macht und eine Imara (Führung eines muslimischen Staates) bestehen, wie Sheikh Ibn Taymiya in al-Fatawa sagte.

Der Prophet Muhammad (sas) sagte einst: „Vergebt die Angelegenheiten unter euch, die ein Hadd (Singular von Hudud) Bestrafung erfordern, denn worauf ich aufmerksam gemacht werde, darauf wird die Hadd-Bestrafung bindend.“ (Hadith, welcher von Sheikh al-Albani als authentisch erklärt wurde).

Dies bedeutet, dass wenn Muslime jemanden einer Übertretung (Stehlen, Ehebruch, Alkohol trinken…) für schuldig sehen, können sie entscheiden, dies nicht zum Imam, dem muslimischen Herrscher, ausweiten zu lassen, sondern sein Verbrechen zu verbergen und die notwendige Hilfe für den Übertreter zu bieten, damit er ein besserer Mensch wird. Wenn allerdings die Angelegenheit einmal den Herrscher oder denjenigen erreicht, der seine Rolle einnimmt (z.B. Richter oder Gouverneur), dann wird das Gesetz zu einer Pflicht und muss ausgeführt werden. Dies zeigt auch, dass eine Gruppe von Muslimen, die keinen Imam hat, nicht dafür gedacht ist, Hudud anzuwenden und es ist nicht ihre Verantwortung dies zu tun. Ansonsten hätte der Prophet (sas) nicht zwischen den beiden Fällen unterschieden und er hätte nicht einer Gruppe von Muslimen erlaubt, einem Übertreter zu vergeben, von dem der Imam nichts weiß.

Ein weiterer Hadith, der diesen Punkt beweist, ist, als einer der Gefährten, Safwan ibn Umayyah, jemanden fing, der sein Gewand gestohlen hatte und er ihn zum Propheten (sas) brachte. Der Prophet (sas) urteilte dann, dass die Hand des Diebes abgehackt werden soll. Safwan mischte sich dann höflich ein: „O Gesandter Allahs! Dies ist nicht wirklich das, was ich wollte und ich betrachte das Gewand als Sadaqa (Spende) für ihn.“ Dann antwortete der Prophet (sas): „Warum hast du dies nicht getan, bevor du ihn zu mir gebracht hast?“

Wenn also das Anwenden der Hudud die Verantwortung des einzelnen Muslims wäre, dann hätte Safwan nicht das Recht dem Dieb zu vergeben.

Zusammengefasst, das Anwenden der Hudud ist die ausschließliche Verantwortung und Pflicht des muslimischen Herrschers oder wer seine Rolle in einem von Muslimen vollständig kontrollierten Land einnimmt.

Nun, ist dies der Fall in Shaam (Syrien), wo verschiedene Jihad-Gruppen existieren? Haben die Muslime die vollkommene Kontrolle über dem Land? Haben sie einen Führer gewählt? Oder befinden sich die Muslime auf der anderen Seite in Selbstverteidigung gegen die Unterdrückung, im Versuch von den Ungläubigen die Kontrolle wiederzuerlangen und ist das Gebiet ein Schlachtfeld, in dem niemand den entscheidenden Sieg oder die vollständige Kontrolle über das Land erklären kann?

Wenn wir also sagen, dass Shaam ein Schlachtfeld ist, was der Fall zu sein scheint, und dass die Muslime immer noch nicht die Oberhand über dieses Land erlangt haben, ganz abgesehen davon einen Herrscher zu wählen, dann hat das Anwenden der Hudud-Bestrafung nichts mit der Sharia zu tun. Und in dem Hadith, welcher von Sheikh al-Albani als authentisch erklärt wurde, sagte der Prophet (sas): „Die Hände sollen bei den Schlachten nicht abgehackt werden.“ Dies bedeutet, dass das Anwenden dieser Hadd-Strafe in diesem Fall tatsächlich Ungehorsam gegenüber dem Befehl des Propheten (sas) bedeutet und dass man sich gegen die Sharia wendet!

Das Land von Shaam scheint ein Schachtfeld zu sein, die Person, die das Recht hat und dafür verantwortlich ist, Hudud anzuwenden (Imam), existiert in diesem Land nicht und keiner der Führer der vielen kämpfenden Gruppen ist der Imam, der dafür verantwortlich ist, Hudud anzuwenden. Daher ist die Hadd-Strafe in diesem Fall nicht die Pflicht einer der Jihad-Gruppen zu sagen, dass diese oder jene Gruppe die Hadd angewendet oder gestoppt hat.

Einer mag dann sagen: Was ist der Unterschied zwischen diesem und was von jenen gesagt wird, die nach Demokratie rufen und das Anwenden der Hudud ablehnen und die das Strafgesetz als eine Angelegenheit ansehen, die von den Menschen gewählt wird? Die Antwort ist, dass diese Menschen (Fürsprecher der Demokratie) nicht berücksichtigen, dass Allahs Sharia herrschen muss, anstatt den Gelüsten und Meinungen der Menschen, während wir hier über eine organische Regelung der Sharia sprechen, bei dem ein Gesetz innerhalb der Sharia abgeleitet wird. Auf der anderen Seite machen Verfechter der Demokratie ein anorganisches Urteil über der Sharia (Basierend auf Ideen und moralischen Standards, die von außerhalb der Sharia stammen) und sie behaupten, dass die heutige Zeit nicht passend ist, um (Iqaama) Sharia einzuführen.

So sprechen wir über ein organisches oder inneres Gesetz der Sharia, ein Gesetz, welches von innerhalb der Sharia ausgeht und das einzige, das ein menschlicher Verstand diesbezüglich machen kann, ist, sich diese Frage zu stellen: „Was schreibt uns die Sharia vor, in diesem Fall zu tun, so dass wir es befolgen und wir zu jenen gehören, die es wirklich einsetzen?

Wenn unser Ijtihad (Bemühung die Gesetze der Sharia bezüglich dieser Angelegenheit einzuhalten) uns zu der Schlussfolgerung führt, dass es verboten ist, Hudud anzuwenden, werden wir uns an dieses Gesetz halten und sie nicht anwenden.

Das Ergebnis kann in den beiden Fällen dasselbe sein (das Nichtanwenden der Hudud), doch der große Unterschied, welcher nicht übersehen werden darf, ist, dass: die Ersten haben die Hadd-Strafe nicht angewendet, während sie die Sharia an erster Stelle außer Kraft setzen und wegen dem, was das menschliche Gesetz vorschreibt, während im zweiten Fall die Hadd nicht ausgeführt wurde, da dies das Gesetz der Sharia selber vorschreibt. Dies führt zu dem Unterschied zwischen dem Herrschen entsprechend dem göttlichen Gesetz und dem Befolgen von Menschen gemachten Gesetzen.

Ist diese Angelegenheit aus Sicht der islamischen Rechtssprechung kontrovers? Ist es Jihadi-Gruppen erlaubt, Hudud aufzuzwingen? Wann können wir sagen, dass ausreichend Autorität und Oberhand besteht, um es zu erlauben oder zu einer Pflicht zu machen, die Hudud auszuführen? Und wenn die Hudud nicht angewendet werden, wie sollen wir dann Verbrechen wie Raub, Ehebruch und Trinken von Alkohol vorbeugen? Geschieht dies durch beliebige Bestrafung (Ta´zir)? Und welches Ta´zir sollen wir anwenden?
All diese Fragen sind Fragen der Fiqh, was zu einer Angelegenheit der Diskussion unter muslimischen Gelehrten werden kann, aber wir müssen uns daran erinnern, dass dies Angelegenheiten der Rechtssprechung sind, anstatt eine Mujahidin-Gruppe zu beschuldigen, die keine Hudud anwendet, dass sie die Sharia aufhebt und daher ihren Glauben und Din hinterfragen und anzweifeln!

Wenn der Ijtihad von manchen Personen oder von einigen Gruppen sie dazu führt, keine Hudud anzuwenden, aufgrund von dem, was wir oben erwähnt haben, dann sollten wir sie nicht beschuldigen, nicht die Sharia vollständig angewendet zu haben. Denn vielmehr haben sie, indem sie die Hudud nicht angewendet haben, die Sharia aus dieser Sicht angewendet.

Genauso wenn der Ijtihad sie dazu führt zu glauben, dass die Hudud nicht aufgezwungen werden sollten, sie sie aber trotzdem anwenden, sollten wir nicht sagen, dass sie die Sharia vollständig umsetzen, denn sie haben diesbezüglich in der Tat die Sharia AUFGEHOBEN (denn die Sharia hat das Gegenteil vorgegeben, entsprechend ihrem eigenen Ijtihad).

Man mag sagen: „Nun, ist der islamische Staat im Irak und Shaam nicht besser, da er die Sharia vollständig einsetzt?“ Wir sagen noch mal: er wendet Hudud an; das Anwenden der Hudud und der Iqaama der Sharia sind nicht dasselbe. Darüber hinaus ist das Anwenden der Hudud nicht das Ende oder das Ziel an sich. Diese Hudud sind vielmehr gültig und erforderlich, solange sie das erfüllen, was die Sharia befiehlt.

Lass uns annehmen, dass alle Bedingungen zur Anwendung der Hudud in einem muslimischen Staat in einem vorgegebenen Szenario getroffen wurden: ein Geldbetrag, der eine bestimmte Grenze (Nisaab) überschreitet, wurde von einem Ort gestohlen, wo er versteckt war und es gibt keine Wahrscheinlichkeit, dass der Dieb ein Recht darauf hat. In diesem Fall würden wir euch nicht dafür tadeln, die Hadd selber anzuwenden, doch unsere Diskussion wird sich darum drehen, ob ihr ein souveräner Staat seid oder nicht und ob euer Imam rechtmäßig ist oder nicht und ob er das Recht und die Verantwortung hat, die Hadd auszuführen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, würden wir natürlich nicht das Anwenden der Hadd verurteilen. Wenn nicht, dann wird das Anwenden der Hadd ein ungültiger Zweig (zweitrangige, abhängige Angelegenheit), welcher auf einer ungültigen Grundlage basiert.

Als Folge ist es weder richtig noch gerecht zu sagen: (ISIS beansprucht fälschlicherweise, einen Staat und einen Imam zu haben, darüber hinaus wenden sie fälschlich Hudud an). Wenn wir dies sagen, ist es so, als ob das Ausführen der Hudud ein zusätzlicher Fehler ist. Aber in Wirklichkeit wird das Ausführen der Hudud zu einer Pflicht, wenn ihr Staat und ihr Imam stark sind und es ist kein Fehler.

Daher diskutieren wir über das Prinzip, auf was die Handlung, die Hudud zu erzwingen, gegründet wurde.

Wir mahnen ISIS auch dazu, gerecht zu den anderen Gruppen zu sein, die sich ganz offen der Herrschaft der Sharia verpflichtet haben, aber nicht die Hudud aufzwingen – basierend auf denselben Ijtihad, der oben erwähnt wurde – und sie (ISIS) sollen es (das nicht Aufzwingen der Hudud) nicht als eine Handlung ansehen, die die Sharia aufhebt, sondern vielmehr ist es ein Zweig, welcher auf dem Prinzip basiert: nicht zu behaupten, ein SOUVERÄNER STAAT zu sein, der volle Kontrolle über ein Gebiet hat unter der Herrschaft von einem Imam, der von den Muslimen gewählt wurde. Wenn es eine Diskussion geben sollte, dann sollte sie über diese Grundlage/dieses Prinzip sein, anstatt über eines seiner Auswirkungen und Folgen (die Hudud anzuwenden oder nicht).

Es sollte nicht gesagt werden, dass diese Anwendung der Sharia von anderen Gruppen im Vergleich zu eurer minderwertig ist und es ist ungerecht, die Menschen dazu anzustiften, die anderen Gruppen zu verlassen, unter dem Vorwand, dass sie die Hudud nicht aufzwingen, während ISIS dies tut.

Die Diskussionen sollten darüber geführt werden, welche Gruppen näher daran sind, die Iqaama der Sharia als Ganzes anzuwenden, was im Falle Shaams an erster Stelle und vor allem beinhaltet, die Muslime zu verteidigen und gegen die (ungläubigen) Feinde zu kämpfen und sich ebenso in allen Angelegenheiten dem Gesetz der Sharia Allahs zu unterwerfen, egal ob der rechtsmäßige Streit zwischen deiner Gruppe und Einzelpersonen oder zwischen deiner Gruppe und anderen kämpfenden Gruppen stattfindet, alle Gruppen, den rechtschaffenen und den irregegangenen. Auch die vollkommene Unterwerfung gegenüber Allahs Sharia muss Auswirkungen innerhalb der Gruppe und ihren Führern haben, bevor sie es für die Menschen außerhalb der Gruppe verpflichtend machen.

Allah, der Allerhabene, weiß es am besten.

Mögen der Frieden und die Barmherzigkeit Allahs auf euch sein.

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